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Riesen-Tsunami über Deutschland

Gekürzt aus einem Artikel von Markus Becker, SPIEGEL

Es war eines der größten Massensterben der Geschichte: Vor 200 Millionen Jahren verschwanden drei Viertel aller Lebewesen. Bei Tübingen tauchten jetzt Spuren einer Flutwelle auf, die so gigantisch war, dass nach Meinung von Forschern nur ein Meteorit als Auslöser in Frage kommt.

Als die Trias zu Ende ging und das Jura-Erdzeitalter begann, schwappte im Gebiet des heutigen Tübingen ein flaches Meer, das seine Bewohner mit tropischer Wärme und mäßiger Strömung verwöhnte. Dann aber war es jäh vorbei mit dem Wohlfühlklima. Ein Tsunami, eine Flutwelle gewaltigen Ausmaßes, donnert in das flache Becken und vernichtete alles, was ihm in die Quere kam.

Heute ist von der Katastrophe nur noch eine etwa 20 Zentimeter dicke, ungewöhnliche Gesteinsschicht übrig – doch sie enthält nach Meinung des Tübinger Geologen Michael Montenari den Hinweis darauf, dass ein Brocken aus dem All die Welle auslöste und am Massensterben vor 200 Millionen Jahren entscheidend beteiligt war.

1200 Meter hohe Riesenwelle

[…] Die Berechnungen britischer Experten für Hochenergie-Ereignisse ergaben laut Montenari, dass die Welle viel zu groß gewesen sei, um von einem Vulkanausbruch oder einem Seebeben ausgelöst worden zu sein. „Der Tsunami war wahrscheinlich 1000 bis 1200 Meter hoch und drang bei Tübingen bis zu tausend Kilometer tief ins Landesinnere. Die Energie eines Vulkans oder eines Seebebens reicht für so etwas bei weitem nicht aus.“

Zum Vergleich nennt er die Explosion der Insel Krakatau am Ende des 19. Jahrhunderts: „Ein Vulkanausbruch hat die Insel praktisch weggesprengt. Die Flutwelle, die dadurch entstand, ist vier Mal um die Erde gelaufen. Sie war sogar in mehreren Zehntausend Kilometern Entfernung im Londoner Hafenbecken deutlich zu merken.“

Wie ein Erdbeben der Stärke 20

Riesenwellen hinterlassen eine so genannte Tsunamit-Schicht, die aus allem besteht, was die Woge vor sich her treibt – Sand, Schlamm und Reste von Lebewesen. Der Krakatau-Tsunami habe Ablagerungen ergeben, die nur sieben Zentimeter mächtig seien, betont Montenari. Die Tsunamit-Schicht der Flutwelle von vor 200 Millionen Jahren aber besitze auf den britischen Inseln eine Stärke von bis zu zweieinhalb Metern und sei in Pfrondorf immerhin noch 20 bis 30 Zentimeter dick. […]

Die Gesteinsschichten im Hägnach bei Pfrondorf: unten liegend der Rhät-Sandstein, oben Tone. Dazwischen die Psilonotenbank, die Ablagerungen des Tsunami, der gigantischen Flutwelle, vor rund 200 Millionen Jahren.

Quelle: SPIEGEL Online

Ergänzende Informationen bei Informationsdienst der Wissenschaft

An der Wende des Trias- zum Jura-Zeitalter vor rund 200 Millionen Jahren wurden schlagartig drei Viertel aller damals vorkommenden Arten von Lebewesen ausgelöscht. Ausgelöst wurde die Katastrophe offenbar durch den Einschlag von einem oder vielleicht auch mehreren Meteoriten auf der Erde. Die Meteoriten schlugen im Meer ein und setzten gewaltige Flutwellen von wahrscheinlich mehreren Tausend Metern Höhe in Gang. „Tsunamis“ (japanisch für „große Wogen“) nennen Wissenschaftler solche unvorstellbar gigantischen Flutwellen. Dr. Michael Montenari vom Institut für Geowissenschaften der Universität Tübingen hat nun in einem Grabungsprofil im Natursteinwerk Hägnach bei Pfrondorf – nahe bei Tübingen – eine Schicht entdeckt, die belegt, dass ein Ausläufer eines solchen Tsunami dort vor rund 200 Millionen Jahren seine Kraft entfaltete.

Quelle: Informationsdienst der Wissenschaft

Kommentar

Sicher wird hier von Dr. Michael Montenari eine realistische Beschreibung der Zeugnisse einer Superflut abgegeben (vgl. Ausführungen von Tsunami-Fluten in »Darwins Irrtum«), der nichts hinzuzufügen ist. Zu beachten ist aber, dass die Flutschichten relativ dicht unter der Erdoberfläche liegen, nach 200 Millionen Jahren. Handelt es sich um zufällig fast freigelegte Schichten oder muss man den Zeithorizont wesentlich verkürzen? Wann fegte dieser Riesen-Tsunami tatsächlich über Mittel- und Nordeuropa?

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