Geologie / Geophysik

Atlantik überquerendes Meereskrokodil?

In Brasilien haben Wissenschaftler die versteinerten Überreste einer bisher unbekannten Krokodilart entdeckt, die vor rund 62 Millionen Jahren im Meer gelebt und sich von Fischen und Echsen ernährt haben soll. Die entdeckte Krokodilart gehört zur Familie der Dyrosauridae, bekannt als „Krieger der Meere“, weil sie das Aussterben der Dinosaurier vor etwa 65 Millionen Jahre überlebt hat.

Das neu entdeckte Fossil Guarinisuchus munizi scheint eng mit Krokodilen verwandt zu sein, die einst in Afrika lebten. Mitautorin Maria Sales Viana meint, dass dies auf eine transozeanische Wanderung schließen lässt, denn man habe primitivere Fossilien des Krokodils in Afrika, jüngere in Südamerika und weiter entwickelte in Nordamerika gefunden. Die heutigen Krokodile leben, bis auf das Salzwasserkrokodil, in Flüssen und Seen.

epa01296864 The fossil of a ‚Guarinisuchus Munizi‘, a species of crocodile discovered by Brazilian scientists, is exhibited in Rio de Janeiro, Brazil, 26 March 2008. The species, which lived 62 million years ago, was discovered at the Pernambuco state, north Brazil. EPA/ANTONIO LACERDA

Quelle:
José Antonio Barbos, Alexander Wilhelm Armin Kellner und Maria Somália Sales Viana:
»New dyrosaurid crocodylomorph and evidences for faunal turnover at the K-P transition in Brazil«,
in: Proceedings of the Royal Society B:DOI 10.1098/rspb.2008.0110, 25. März 2008

Kommentar

Vor 65 Millionen Jahren, zum Ende der Kreidezeit, war der Atlantik zwischen Südamerika und Afrikas bereits lange im wesentlichen abgeschlossen, denn gemäß geologischer Zeitskala der Plattentektonik begann die Trennung der beiden Kontinente vor 130 Millionen Jahren, und vor 100 Millionen Jahren gab es bereits einen tiefen, die Kontinente Südamerika und Afrika trennenden Atlantik, vgl. Abbildung 30 in „Irrtümer der Erdgeschichte“ (Zillmer, 2001, S. 141). Mit dieser Problematik, den Funden falscher Tiere des Erdmittelalters (Mesozoikum) auf falschen Kontinenten, beschäftigt sich das Kapitel »Dinosaurier-Paläogeografie und Plattentektonik« im »Dinosaurier Handbuch« (2002, S. 54-86).

Eine transozeanische »Wanderung« (!) von Afrika nach Südamerika, wie von den Forschern dargestellt, war daher jedoch am Ende der Kreidezeit nicht möglich, oder diese Krokodile hätten transozeanisch bzw. transatlantisch schwimmen müssen. Heutige Krokodile leben aber in Flüssen und Seen. Um von Afrika nach Südamerika transatlantisch »wandernde« Krokodile möglich erscheinen zu lassen, wurde der neue Fossilfund als Meereskrokodil eingestuft. Heutzutage gibt es derartige im offenen Ozean umherschwimmende Krokodile nicht. Da Guarinisuchus munizi sich von heutigen Krokodilen hinsichtlich des Körperbaus kaum unterscheidet, ist überhaupt zu bezweifeln, dass ein solches Krokodil hochseetauglich ist und einen Ozean zu überqueren in der Lage ist.

Wenn der Paläontologe Alexander Keller die dünnen und spitzen Zähne hervorhebt, die zeigen sollen, dass sich die entdeckte Echse von Fischen ernährt hat, dann soll das der Grund sein, warum diese fossil erhaltenen, den heutigen Krokodilen ähnelnden Überlebenden der Dinosaurier-Ära im Meer gelebt haben. Meer wurde gesagt, aber wurde dem Verständnis der Zuhörer Ozean (gedanklich) nahe gelegt? Müsste man die m. E. fiktiv Meereskrokodil genannten Echsen nicht besser in Ozeankrokodile umbenennen? Die heutigen Krokodile leben in Flüssen und Seen. Spitzere Zähne allein machen noch keinen Hochseeschwimmer aus. Falls Guarinisuchus munizi im Meer gelebt haben sollte, dann höchstens in Küstennähe, aber kaum auf hoher See.
Dann stellt sich aber die Frage, wie diese ausgestorbenen Krokodile von Afrika nach Südamerika kamen. Und falls man demnächst ein noch älteres ähnliches Fossil in Südamerika findet, dann muss man die ganze Geschichte umschreiben, und die Krokodile wanderten umgekehrt von Südamerika nach Afrika, was an der grundsätzlichen Problematik der Plattentektonik-Zeitskala nichts ändert!

Ein ähnliches Problem entstand ja vor kurzem bereits durch einen Fund eines fossilen Krokodils in Australien, siehe Artikel »Kehrt marsch marsch!« (7. Oktober 2006) mit ergänzenden Darstellungen.

Insgesamt müssen die in den Büchern »Irrtümer der Erdgeschichte« und »Dinosaurier- Handbuch« gestellte Fragen wiederholt werden: Stimmt der Zeitablauf der Plattentektonik nicht? Hatten die Kontinente am Ende der Kreidezeit als Tyrannosaurus rex lebte, noch Kontakt untereinander? Also: Hingen die Kontinente noch bis zum Dinosaurier-Impakt bzw. der Kreide-Tertiär-Grenze (kurz K/T-Grenze genannt) zusammen und entfernten sich erst dann voneinander? Viele Funde fossiler Tiere auf verschiedenen Kontinenten scheinen diese Fragen zu bejahen! Ja, es gibt auch Tiere der nachfolgenden Tertiärzeit (z. B. Pferde) die transatlantisch vorhanden waren – siehe ausführlich: »Die Evolutionslüge« hinsichtlich amphiatlantischer Fauna, S. 241 f. und S. 261 ff. + Foto 67 (= Stammbaum der Pferde).

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